Das Hörbuch stellt kein Sekundärmedium, sondern vielmehr ein literarisch relevantes Produktions- und Rezeptionsmedium dar. Es beschränkt sich nicht, wie gern behauptet, auf die Distribution literarischer Texte, sondern trägt selbst zur Genese einer neuen audio-literalen Ästhetik bei. Die Beiträge des Bandes entfalten dieses Programm in verschiedenen Hinsichten: Zum einen, indem sie deutlich machen, dass in literarische Genres und ihre kulturelle Prozessierung immer schon mündliche Elemente in bedeutenderem Umfang eingeschrieben sind, als auf den ersten Blick ersichtlich. Zum anderen, indem danach gefragt wird, welche Auswirkungen die ästhetischen Produktions- und Rezeptionsformen des Hörbuchs auf das klassisch-skripturale Konzept von Literatur haben. Zum dritten, indem sie in einer grundsätzlicheren Hinsicht Aspekte einer Theorie des Hörbuchs erkunden. Der Band enthält Texte zur Mediengeschichte der Dichterlesung von Klopstock bis Rilke; zur volkspoetischen Gramma-Phonie bei Herder, Armin und Brentano; zu den Klanglandschaften des 1. Weltkrieges; zu Rundfunk und skripturaler Oralität im Spätwerk Gottfried Benns; zur Lyrik im Zeitalter des regressiven Hörers; zum Status des Hörbuchs in der medienorientierten Literaturwissenschaft; zur akustischen Literatur des Karl Kraus; zum Tonband als produktionästhetischer Maschine bei R.D. Brinkmann; zu Elfriede Jelineks Mossbrugger will nichts von sich wissen; zur Synästhesie des Hörbuchs; zu Buch und Hören um 1900 und heute; zur akustischen Paratextualität und Paramedialität und zum trankriptiven Verfahren der Audioliteralität des Hörbuchs.
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