Biologie und Medizin suggerieren seit der Aufklärung »objektives Wissen« über die Natur - auch die des Menschen. Doch selbst sinnlich unmittelbares Erleben wie Körperwahrnehmung und Schmerzerfahrung sind wie jegliche Vorstellung von Gesundheit und Krankheit ist dem Wandel kultureller Werte unterworfen.
Ein Blick in die »Kinderstube« medizinischer Erkenntnis zeigt die Kulturgebundenheit »natürlicher« Wahrheiten über die Entstehung und Manifestation von Wahnsinn und Vernunft, Körperlichkeit und Geschlecht.
Gerichtsmedizin und Psychiatrie, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts von Gerichten zur Urteilsfindung herangezogen wurden, befaßten sich nicht mehr allein mit dem »körperlich Sichtbaren« wie Todesursache oder Wundarten. Amtsärzte und Universitätsprofessoren konstruierten nun auch Zusammenhänge zwischen Vernunft, Intellekt, Moral und psychologisch geprägtem sozialen Stand und Geschlecht. Frühbürgerliche Nützlichkeitserwägungen und naturalisierte sexuelle Normen dominierten das medizinische Urteil. Die Kollision von Volks- und Elitendiskursen über Vernunft und Wahnsinn, Gesundheit und Krankheit läßt sich an den oft dramatischen Gesprächen zwischen Gutachter und Begutachteten ablesen, die »aufgeklärte« Ärzte in Fallsammlungen publizierten.
Maren Lorenz wertete eine Fülle dieser frühen Fallsammlungen aus und analysiert die Erzählungen der Befragten, die ihre Träume, Ängste und Schmerzen, ihre Aggressionen und Bedürfnisse, ihre Familienverhältnisse, ihr Arbeitsleben, sexuellen Praktiken und Ernährungsgewohnheiten schildern.
Ins gerichtsmedizinische Visier gerieten Menschen der frühen Neuzeit immer dann, wenn sie körperbezogene Gesellschaftsnormen verletzten. Dazu gehörten impotente Ehemänner, unfruchtbare Ehefrauen, mißbrauchte Kinder, unehelich Schwangere, Sodomiten, gescheiterte Selbstmörder, hysterische Brandstifterinnen, wahnsinnige Mörder, »Zauberische« und Besessene.
So entfaltet sich ein buntes, oft bizarres Panorama des Alltagslebens im 17. und 18. Jahrhundert.
»Wer dieses Buch als erzählerischen Exkurs in die Gefühlswelt des 18. Jahrhunderts gelesen hat - was man mit großem Gewinn tun kann -, dem werden die aktenkundig gewordenen Körper noch lange in Erinnerung bleiben.« (Stephan Schurr, Frankfurter Rundschau)
»Mit ihrer Rekonstruktion der Entstehung der Gerichtsmedizin und Psychiatrie als professionelle Disziplinen hat Lorenz nicht nur die Wissenschaftgeschichte um einen wertvollen Beitrag bereichert. Überdies ist ihr eine Arbeit gelungen, die einen vertieften Blick auf jene Techniken und Diskurse ermöglicht, mit denen unser aller 'Körper' historisch konstruiert und hervorgebracht wurde.« (Brigitte Kerchner, femina politica)
»Als Beitrag zu einer kritischen 'Körper-' bzw. 'Gemütergeschichte' jenseits 'blinder' Übernahme geläufiger Grundannahmen ist die Studie ausdrücklich zu begrüßen.« (Udo Benzenhöfer, Neue Zürcher Zeitung)
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Buch. Etat : Neu. Neuware - Ein Blick in die »Kinderstube« medizinischer Erkenntnis zeigt die Kulturgebundenheit »natürlicher« Wahrheiten über die Entstehung und Manifestation von Wahnsinn und Vernunft, Körperlichkeit und Geschlecht. Maren Lorenz untersucht die Anfänge von Gerichtsmedizin und Psychiatrie. Ins gerichtsmedizinische Visier gerieten Menschen der frühen Neuzeit immer dann, wenn sie körperbezogene Gesellschaftsnormen verletzten. Dazu gehörten impotente Ehemänner, unfruchtbare Ehefrauen, missbrauchte Kinder, unehelich Schwangere, Sodomiten, gescheiterte Selbstmörder, hysterische Brandstifterinnen, wahnsinnige Mörder, »Zauberische« und Besessene. Sie umreißt Fragen wie die »Beurteilung von Zeugungsfähigkeit«, die »Unzucht wider die Natur« oder unter welchen Bedingungen einer Vergewaltigungsklage stattgegeben wurde. So entfaltet sich ein buntes, oft bizarres Panorama des Alltagslebens im 17. und 18. Jahrhundert. N° de réf. du vendeur 9783930908448
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