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18 cm 189 S. illustrierter Pappeinband. gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunt, widmung im vorsatz. (N2081). Pferdekauf,Mein Onkel war ein tüchtiger Büchsenmacher, wie es deren um die Jahrhundertwende noch manche gab. Damals purzelten noch längst nicht alle Jagdgewehre fix und fertig, glatt und blank aus den Fabriken. Schäfte und Kolben wurden noch von Meisterhand aus sorglich gewähltem und pflegsam behandeltem Holz geschnitzt und geschliffen, wie der Kunde sie brauchte: schwerer, leichter, länger, kürzer, schlanker, voller. Visiere, Kimme und Korn waren Präzisionsarbeit des Handwerks; dem Büchsenmacher entging nicht der kleinste Fehler im Material, im Drall des Laufes, und jedes einzelne Gewehr schoß er selber ein. Das verlangte eine ruhige Hand und klaren, gelassenen Verstand. Und über beides verfügte mein Onkel. Seine Frau, meine gute Tante, war das Gegenteil: quecksilbrig, quirlig, leicht aufgebracht, oft jäh und ruppig. So gab's in unserm Hause keine Art von Langeweile. In unserm Hause, sage ich. Denn ich hatte früh meine beiden Eltern verloren, und der Onkel Büchsenmacher, der selbst keine Kinder hatte, nahm mich als eigen an. Und ich lernte sein Handwerk von Grund aus.Damit wird es Zeit, daß ich mich vorstelle, wie es nun einmal zum guten Ton gehört. Diesen guten Ton brachte mir mein Onkel im Laufe der Jahre bei. Ich weiß noch, wie ihn meine Tante oft hetzte, wenn ein Kunde allzu zahlfaul war, was bei den hochmögenden Jagdherren öfter vorkommt, als man denkt. Da gibt's nichts, strudelte und sprudelte die Tante, schreib ihm einen krachgroben Brief. Es geht auch mit der Höflichkeit, schmunzelte dann mein Onkel. Wie oft habe ich ihn das sagen hören. Schließlich stand er sich recht gut dabei. Also mein Name ist schlicht und einfach Josef König. Und König reichte mir. Jedenfalls war ich später heilfroh, daß ich nicht Kaiser hieß. Warum, das werden Sie bald sehen. Denn ich hoffe auf ein angenehmes Gespräch mit Ihnen, nicht bloß »Guten Tag, wie geht's?« - »Danke, und Ihnen?« Ich hatte mittlerweile meine Prüfung bestanden und ein ordentliches Gesellenstück geliefert: in ein gewöhnliches Gewehr ein Magazin für sieben Schüsse eingebaut. Dann ging ich, nach altem Brauch, auf Wanderschaft. Aber nicht so mir nichts, dir nichts hinstromernd, sondern, mit einem auskömmlichen Vorrat an Reisegeld versehen, von Werkstatt zu Werkstatt: Tirol, Steiermark, Kärnten, Wien, von dort aus ins Ungarische. Aber je mehr ich nach Süden kam, desto merklicher kniff es mich, auch einmal ein Stückchen Orient zu sehen. Dabei war es mir klar, daß ich dort für mein Handwerk kaum noch etwas würde lernen können. Aber ist der Mensch denn einzig zum Lernen da? Also packte idi eines Tages kurz entschlossen meine Habseligkeiten und Werkzeuge und landete vorerst in Sarajewo. Dort hielt ich mich fast ein halbes Jahr auf, weniger der Büchsenmacherei wegen, sondern um mich für die weitere Fahrt vorzubereiten. Und bald hatte ich Freundschaft mit dem Imäm, also dem Vorbeter und Prediger einer Sarajewoer Moschee geschlossen, bei dem ich mir die notwendigen Kenntnisse im Türkischen und etliches Arabische aneignete. Abends auf meinem Stübchen brachte ich alles Gehörte säuberlich zu Papier, übte auf und nieder die Konjugationen, ergänzte das Wörterverzeichnis, das ich mir angelegt hatte, und schließlich, um mich selber zu belohnen, holte ich die großen teuren in Budapest gekauften Landkarten hervor und las nun in ihnen wie in einem spannenden Roman. Berge, Flüsse, Täler, Dörfer wurden vor meinen Augen lebendig. Ich sah, als wäre ich schon dort, die Schneehäupter, Schluchten und Schründe des Schar Dägh, die Hammelherden, die Tabak- und Maisfelder, die Weinberge mit den dunklen Trauben, hörte die Gebetsrufe von den Minares der Moscheen, aber auch den Hall und Widerhall der knallenden Skipetarenflinten. Und immer machten meine wandernden Augen einen Bogen um das damals schon als selbständiges Königreich eingezeichnete Serbien. Das . 350 Gramm. N° de réf. du vendeur 592127148
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